Die dritte Edition des Symposiums fand im Januar 2020 statt.
Diesmal kooperierte die UdK Berlin zum ersten Mal mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Wir boten wieder an zwei Tagen sowohl Vorträge und Diskussionen als auch Workshops an.
Unsere Positionen aus der Begrüßungsrede zur Edition 2020 :
Das Symposium haben wir hier zum ersten Mal im Januar 2016 veranstaltet. Damals ging es noch darum, überhaupt ein Bewusstsein für die problematischen Aspekte und Einschränkungen für Frauen im Theaterfeld und auch bereits in der Ausbildung zu schaffen. Es wurde damals noch kaum darüber gesprochen, dass Sexismus auch hier existierte und Frauen in allen künstlerischen Berufsgruppen (selbst in den Schauspielensembles) unterrepräsentiert waren.
Neben einem Blick auf die Probleme haben wir auch bereits gefragt, wo der Raum für alternative Darstellungen von Geschlechterrollen zu finden sein könnte.
Wir haben auch darüber debattiert, wer Schuld ist an nur so wenigen herausfordernden Rollen für Frauen und fanden viele Verantwortliche, zu denen natürlich auch wir selbst als Theaterschaffende der verschiedenen Berufsgruppen gehören (dazu ist hier nachzulesen).
Zwei Jahre später, im Januar 2018, wurden die scheinbar längst erledigten Fragen zur Geschlechtergerechtigkeit erneut diskutiert, weltweit, Dank der großen öffentlichen Aufmerksamkeit rund um die #me too-Debatte – und in Deutschland fing die Studie Frauen in Kultur und Medien, die 2016 eigentlich schon publiziert worden war, endlich an, Wellen zu schlagen. Mit dieser Studie, die sich mit der Position und Bezahlung von Frauen in allen Kultursparten beschäftigte und die wir auf dem Symposium 2018 thematisierten, wurde in Zahlen und Statistiken eine Realität sichtbar, die bis jetzt sehr wohl auf einer individuellen Ebene spürbar, aber deren struktureller Charakter noch unfokussiert geblieben war (zum Nachlesen hier).
Jetzt, im Januar 2020, können wir feststellen, dass es einige positive Entwicklungen in Richtung Geschlechtergerechtigkeit im Theater (und im Film) gegeben hat, über die wir heute auch sprechen wollen – denn die erfreulichen Veränderungen verdienen unsere Aufmerksamkeit!
Gleichzeitig gibt es immer noch und wieder starke gesellschaftliche Kräfte, die Gleichberechtigung und gleiche Rechte und Möglichkeiten für alle Menschen ablehnen und meinen, der weiße, westliche Mann sei es, der aktuell bedroht sei. Für diese Gruppe bedeuten «Frauenrechte», dass man(n) das «schwache Geschlecht» vor «fremden Männern» beschützen müsse, auch mit Gewalt.
Richten wir den Blick über den Film- und Theaterkontext hinaus – wo immer noch viel zu tun ist! – und schauen auf die weltweite soziale und politische Lage, sehen wir ebenfalls, dass es noch ein langer Weg ist bis zur Gleichberechtigung der Geschlechter.
Extreme Gewalt an Frauen herrscht in vielen Regionen, sowie der Glauben – ob religiös begründet oder gar nicht -, Frauen und Mädchen wären weniger wertvoll, weniger denk- und handlungsfähig, weshalb über wichtige Bereiche ihres eigenen Lebens, auch ihre Körper, Männer bestimmen.
In Deutschland ist die Ungleichbehandlung oder Abwertung aufgrund des Geschlechts gesetzlich verboten – de facto gibt es aber auch hier immer noch Benachteiligungen von Frauen*. Das liegt auch daran, dass kultureller und struktureller Wandel Zeit und oft mindestens eine jüngere Generation brauchen und dass gleichzeitig ein Denken, dass Frauen und Männern eben ganz bestimmte Eigenschaften zuschreibt, sehr tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist.
Kulturschaffende, speziell in den Feldern Theater bzw. Performing Arts und Film, die mit der Darstellung bzw. Performance von Leben und lebendigen Menschen beschäftigt sind, haben die wichtige Aufgabe, Rollenklischees zu verhindern oder sie als solche auszustellen und als veränderbar zu markieren, und vielfältigere, auch mehrdeutige Repräsentationen anzubieten.
Damit wollen wir sagen: Mehr Frauen in Führungspositionen, mehr Intendantinnen sind ein wichtiger Schritt – die Bekämpfung patriarchialen Denkens in der Gesellschaft und am Theater muss aber darüber hinaus gehen. Nicht allein das Geschlecht eines Theatermenschen ist entscheidend, sondern die Inhalte und Arbeitsweisen, für die sie* oder er* einstehen will. Wir müssen uns auch fragen: Inwieweit wollen wir das aktuelle hierarchische Theatersystem beibehalten – oder doch lieber neue Modelle der Zusammenarbeit und der Führung entwickeln?
Ein Problem sind all die unsolidarischen, neoliberalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in den westlichen Ländern, die mit dem Verweis auf prinzipielle Chancengleichheit das vermeintliche Recht des Stärkeren feiern, wie auch der damit einhergehende Konservatismus (die Starken bleiben die Starken und alles wie immer), der sich hinter dem Glanz von Modernität versteckt. Wer hier nicht mitkämpfen kann oder will, ist raus aus dem brutalen Spiel – scheint es.
Dass Frauen andere Wege kennen und Ideen haben, wollten wir auf dem Symposium 2020 diskutieren. Dass die anderen Wege des Arbeitens am Theater von Frauen kommen, ist sicher kein Zufall, aber natürlich können und müssen auch Männer Veränderungen bewirken – Chauvinist zu sein ist nicht mehr in.
Zu den Zielen der Symposiumsreihe :
Dass erneut Theatermacher*innen zu Wort kommen und über ihre künstlerische Arbeit und ihren eigenen Umgang mit “Performances von [Weiblichkeit] in den darstellenden Künsten“ als Herausforderung sprechen, ist uns als Vertreterinnen zweier Theater- und Kunsthochschulen extrem wichtig.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Mischung zwischen erfahrenen Theatermacher*innen und jüngeren Nachwuchs-Künstler*innen, weil wir der Meinung sind, dass solidarische Vernetzung zwischen den Generationen extrem sinnvoll ist und dass auch junge Künstler*innen wichtige Positionen und Erfahrungen zu teilen haben.
Zu guter Letzt haben wir wie schon 2016 und 2018 das Ziel verfolgt, auf dem Symposium den Fokus nicht nur auf den Input zu legen, sondern auch auf informellen Austausch zwischen den Teilnehmer*innen : unsere Veranstaltung dient auch dem gemeinsamen Lernen und Kennenlernen.
Mehr Infos :
Hier könnt ihr mehr über die verschiedenen Symposien (Zusammenfassung, Programm, Viten der Referent*innen) nachlesen :
Überblick 2020
Überblick 2018
Überblick 2016
Hier sind mehr Informationen über das Organisations-Team.